HORAZ-SERIE: ITALIEN 1936

Nach der Angabe des Michel-Katalogs handelt es sich hier um das "Wasserflugzeug Savoia-Marchetti S-55"; die Marke wirkt auch eher wie ein Katalogbild von Flugzeugherstellern als eine Ehrung für den Dichter Horaz, der immerhin den Text beisteuern darf.
In der Ode I 3 wünscht Horaz seinem Dichterfreund Vergil eine glückliche Fahrt, danach betrachtet Horaz die Menschheitsentwicklung kritisch. So, wie es später Ovid in seinen Metamorphosen darstellt, ist auch bei Horaz die Schiff-Fahrt ein Irrweg, aber es gibt in unserer Geschichte noch mehr, und davon schreibt er in den letzten drei Strophen seines Gedichts (Verse 29 bis 40, zitiert sind hier die Verse 34f.):

Post ignem aetheria domo
subductum macies et nova febrium
terris incubuit cohors
semotique prius tarda necessitas

leti corripuit gradum.
Expertus vacuum Daedalus aera
pinnis non homini datis;

perrupit Acheronta Herculeus labor.

Nil mortalibus ardui est:
Caelum ipsum petimus stultitia neque
per nostrum patimur scelus
iracunda Iovem ponere fulmina.

Nach dem Diebstahl des Feuers aus dem himmlischen Haus
besetzten magere Dürre und eine Kohorte neuer Seuchen
die Länder und der früher langsame Zwang,
spät zu sterben, 

kam schneller.
Daedalus erkundete den leeren Luftraum
mit Flügeln, die dem Menschen versagt sind;

es zerbrach den Acheron die Arbeit des Herakles.

Nichts ist steil für die Menschen:
den Himmel selbst erstreben wir in Dummheit und nicht
lassen wir es durch unser Verbrechen zu,
dass Jupiter seine Zornesblitze ablegt.              (Ü: Hirth)

Man hat also einfach eine Stelle herausgezogen, die mit Fliegen zu tun hat - aber den Kontext hat man nicht wahrgenommen: Nach Horaz stand Daedalus in einer Reihe der Vermessenen, derer, die - von ihm akzeptierte - menschliche Grenzen überschritten.